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Die ersten 10 Jahre „BVB - Fanclub Rhön“ - Ein Rückblick

Lange bevor unser Fanclub im Jahr 1986 ins Leben gerufen wurde, waren die damaligen Gründungsmitglieder Wilfried Grebe, Richard Merk und Monika und Gerhard Zawesky bereits Anhänger der gelbschwarzen Borussen geworden. Bei Wilfried Grebe, dem gebürtigen Lippstädter, war es durchaus als normal zu bezeichnen, daß er von Kindesbeinen an ins Stadion Rote Erde zu den Spielen des BVB wallte. Bei Monika Zawesky war wohl der Hauptschuldige der gelbschwarze Ehemann, dessen Leidenschaft im Lauf der Jahre auf sie abfärbte und sie unheilbar ansteckte. Richard Merk, der fußballbegeisterte „Niederläurer“, der nebenbei auch noch bei der Kegelfreunden eine mehr oder weniger ruhige Kugel schiebt, ent-deckte auch schon in recht jungen Jahren, dass sein Fußballherz tief im Westen schlägt. Nicht viel anders erging es Gerhard Zawesky. Als 13-jähriger sah er damals das Endspiel gegen Liverpool und es war um ihn geschehen. Erschwerend kam hinzu, daß sein Idol Siggi Held auch noch aus dem gleichen Ort stammte wie er.
Jeder besuchte für sich mehr oder weniger regelmäßig Spiele seines / ihres BVB und für uns Einzelkämpfer vergingen die Jahre tief im rotblauen Freistaat. Bis Mitte der achtziger Jahre wusste man nichts von der Existenz der anderen BVB-Fans aus der hiesigen Kante, man sah zwar gelegentlich mal ein Auto, in dem etwas Gelbschwarzes schimmerte und freute sich riesig, daß man nicht allein auf weiter Flur war. Es dauerte aber Monate, bis man sich irgendwie kennen lernte.

Im April 1986 war es dann endlich so weit. Man tat sich zusammen und erwarb Eintrittskarten für das Bayern-Spiel am 12. April 1986 im Westfalenstadion. Bereits einige Wochen vor dem Spiel nahm Uli Sieber vom BVB mit dem Fan Gerhard Zawesky aus der Rhön Kontakt auf und man verabredete ein Treffen in der Halbzeit-pause des Bayern-Spiels. Schließlich sollte ein kurzer Bericht für das BVB-Magazin gemacht werden ( es lief damals eine Serie über Fans und Fanclubs ). Und so geschah es, dass im Mai 1986 ein erster Bericht über die kleine Schar aus der Rhön im BVB-Magazin erschien. Von nun an besuchte man gemeinsam in regelmäßigen Abständen Heimspiele des BVB, man hat es zwar nach Nürnberg und Frankfurt wesentlich näher, aber die Auswärtsspiele in diesen Stadien machten absolut keinen Spaß, es fehlte ganz einfach die unvergleichliche Westfalenstadion-Atmosphäre. Und so beschloss man, nur noch Heimspiele des BVB zu besuchen. Der Kontakt zu Uli Sieber riss nicht ab und als wir Ende Mai 1987 zum Gladbachspiel ins Stadion kamen, lud uns Uli Sieber ein, nach dem Spiel im BVB-Pub ein Bierchen mit ihm zu trinken. Wir waren hocherfreut und nahmen das Angebot natürlich gerne an. Wer kommt denn schon als „Normalsterblicher“ ins „Allerheiligste“ ?
Die Ordner wollten uns nicht glauben, dass wir eine Einladung hatten und erst nach mehreren Anläufen konnten wir sie dazu bewegen, Herrn Sieber zum Eingang zu bitten. Wir konnten unser Gastgeschenk überreichen und durften dann im Pub bei einigen gemütlichen Bierchen “dabeisein“. Es war schon super, neben Nobby Blüm und Friedhelm Ost zu sitzen und neben Mirko Votava ( damals schon bei Werder ) die Sportschau zu gucken. Monika Zawesky wagte sich sogar an die BVB-Führung heran und bekam von Dr. Niebaum, Meinolf Koch und einigen anderen Promis Autogramme auf einen Bierdeckel. Dr. Niebaum scherzte noch und meinte: „ Na, hoffentlich stellen Sie mit dieser Blankounterschrift nichts an !“  Tolle Spiele sollten noch im gleichen Jahr folgen:

Eines unserer schönsten Spiele überhaupt war wohl das UEFA-Cup-Spiel gegen Celtic Glasgow, dem Verein, von dem im Sommer unser Schotte Murdo McLeod nach Dortmund kam. Der BVB gewann zwar das Spiel gegen Celtic, aber das war fast nebensächlich. Die ohnehin im Westfalenstadion immer tolle Atmosphäre wurde an diesem Herbstabend nochmals überboten. Die schottische Musikkapelle, die für Stimmung sorgte, die Superfans auf beiden Seiten, die sich während des Tages schon in der Stadt kennen gelernt hatten und ein tolles Spiel rundeten diesen wunderschönen Abend ab. Einen besonders tiefen Eindruck hinterließ bei uns das Verhalten der schottischen Fans, als die BVB-Mannschaftsaufstellung präsentiert wurde. Als Murdo vorgestellt wurde, tobte der ganze Celtic-Block. Man war sichtlich stolz darauf, dass einer der ihren in Dortmunds Mannschaft stand. Ein unvergesslicher Moment. Und lange nach Spielende ( die meisten Dortmunder Fans waren bereits auf dem Nachhauseweg ) standen die Fans aus Glasgow noch in ihrem Block und sangen ihre Lieder. So etwas hatten wir noch nie erlebt.

Die nächste Runde war erreicht und Velez Mostar stellte sich als nächster Gegner im Westfalenstadion vor. Ein Grund für uns Rhöner, auch zu diesem Spiel nach Dortmund zu kommen. Hatten wir doch mit Uli Sieber einen Ansprechpartner, der uns unsere Kartenwünsche meist erfüllen konnte. Nachdem der BVB in der Vorsaison einen guten vierten Platz belegt hatte, dachten wir uns, dass ein zusätzlicher Pokal als Anerkennung für die Mannschaft gut ankommen würde. Vor dem Spiel trafen wir Uli Sieber und Detlev Botszat in der alten Geschäftsstelle zur „Pokalübergabe“. Anscheinend trinkt man in Dortmund aus Gefäßen mit weit weniger Inhalt, denn Uli Sieber war schwer beeindruckt, als er den „Rhönhumpen“ überreicht bekam. Es handelt sich hier um einen Bierkrug mit einem Fassungsvermögen von rund vier Litern, gefertigt aus einem Stück Birkenstamm. Ein Bericht über den Fanclub Rhön erschien in der Oktoberausgabe 1987 des BVB-Magazins.In der April-Ausgabe 1988 wurde über die Gründung des ersten Fanclub des BVB in der DDR berichtet. Mit dem Gründer Andreas Stuhr stand Gerhard Zawesky in Briefkontakt seit der BVB-Fan aus Thüringen aus einem Magazin, das auf wundersamen Wegen in die DDR kam, den Bericht über die Rhöner gelesen hatte. Der Fanclub nannte sich „DDR-Fan-Club Borussia Dortmund Sehnsucht 1988“. Der Name sagt über die damalige Zeit alles aus. Die Kontakte hielten über einige Jahre an und zufällig traf man sich nach einem BVB-Spiel auf der Heimfahrt in einem Autobahncafe in der Nähe von Kassel. Nach einer kurzen Unterhaltung fuhr jeder seines Weges. Die einen nach Thüringen, die anderen nach Franken.

Im Sommer 1988 fand eines unserer legendären Grillfeste statt. Familie Grebe räumte aus diesem Grund die Garage aus, das Bierfass wurde angestochen und Steaks und Bratwürste wurden gegrillt. Ein rundum gelungener Nachmittag, der in den darauf folgenden Jahren mehrmals wiederholt wurde.

Eine neue Saison stand bevor und wir beschlossen, einmal zu einer Saisoneröffnung ins Westfalenland zu fahren. Am 19.6.1988 machten wir uns im Morgengrauen auf den Weg, um rechtzeitig zu Beginn der Veranstaltung im Höschpark zu sein. Ein wunderschöner, interessanter Tag stand uns bevor. Tausende von Fans waren da, um die neuen Spieler hautnah zu erleben, Autogramme zu sammeln, Gespräche zu führen, usw. Unser Höhepunkt an diesem Tag war das Zusammentreffen mit drei der Altstars vom BVB. Mit Jockel Bracht, Elwin Schlebrowski und Erich Schanko tranken wir ein gemütliches Bierchen und fachsimpelten über den BVB. Zu diesem Zeitpunkt ahnte natürlich noch niemand, wie diese Saison verläuft und mit welchem Höhepunkt sie am 24. Juni 1989 enden würde. Im DFB-Pokal lief es recht gut an und nach einigen Spielrunden stand unser BVB im Halbfinale und hatte ein Heimspiel gegen den VfB Stuttgart. Als Borussia auch diese Hürde gemeistert hatte, war der Weg nach Berlin frei. Über Kontakte eines Fanclubmitgliedes zu Bekannten in Berlin kamen wir an Eintrittskarten für das Finale im Olympiastadion. Zehn Fans aus der Rhön machten sich auf den damals noch beschwerlichen Weg per Interzonenzug durch die DDR nach Westberlin. Freitagabend starteten wir mit dem Auto nach Fulda, um dort gegen 23.30 Uhr in den oben erwähnten Zug in Richtung Osten zu steigen. Gegen 8.00 Uhr frühs kamen wir am Bahnhof Zoo an und begaben uns direkt zum Ku´damm. Wir glaubten uns in der Dortmunder Innenstadt. Überall Gelb und Schwarz. Gelegentlich sah man auch mal ein paar Grünweiße. Uns gefiel sehr gut, dass alles so gemütlich, ruhig und friedlich über die Bühne ging. Nach einem Stadtbummel machten wir uns am Nachmittag per Doppeldeckerbus auf in Richtung Olympiastadion. Auch hier eine tolle Atmosphäre und Gelb und Schwarz wohin man schaute. Nach dem 0:1 durch einen gewissen Kalle Riedle waren wir recht geschockt. Doch bekannter weise konnten unsere Helden nach einem tollen Spiel das Ruder herumreißen. Das Ergebnis kennt jedermann. Wir waren überglücklich, bei diesem großen Fußballfest dabei gewesen zu sein. Auf der Fahrt zurück in die Stadt saßen neben uns im Bus zwei Ordensschwestern, die in den höchsten Tönen über den BVB sprachen. Ob wir wohl Unterstützung von ihrem Chef in diesem Spiel hatten? So kurz vor Mitternacht saßen wir dann überglücklich aber todmüde wieder im Zugabteil in Richtung Westen. Am Sonntagmorgen bestiegen wir in Fulda unser Auto und kamen nach einer knappen Stunde zuhause in Herschfeld an. Wir staunten nicht schlecht. Von weitem schon strahlten uns bekannte Farben entgegen. Bei Grebe´s war das Hoftor geschmückt mit gelben und schwarzen Bändern. Die BVB-Fahne war gehißt und Birgit Grebe und Sohn Markus empfingen uns Berlinheimkehrer mit einem starken Kaffee. Wir berichteten den Daheimgebliebenen von unserem Supererlebnis. Als Zawesky´s dann gegen 10.00 Uhr nach Hause kamen, wurde schnell noch die Fahne zum Fenster hinaus gehängt und übermüde und glücklich fiel man nach über 50 schlaflosen Stunden in die Betten. Bei einem Grillfest wurde auch dieser Saisonhöhepunkt gebührend gefeiert.

In den darauffolgenden Jahren startete unser BVB dann zu einem Höhenflug, den man in dieser Form damals nur erträumen konnte. Gute Tabellenplatzierungen ergaben regelmäßige UEFA-Cup-Teilnahmen und man konnte den Grundstein zu einer finanziell gesunden Zukunft legen. Durch gezielte Verstärkungen konnte die Mannschaft ergänzt werden und so kam, was kommen musste: nach langen Jahren konnte der Ruhrpott wieder eine Meisterschaft des BVB bejubeln. Am letzten Spieltag stieg die Spannung bis ins Unerträgliche. Doch am Ende siegte die Tüchtigen. Wir verfolgten diesen letzten Spieltag am Autoradio an unserem letzten Urlaubstag, 17. Juni 1995. Der Schlusspfiff tönte durchs Radio gerade in dem Moment, als wir durch den Elbtunnel in Hamburg fuhren. Während der Fahrt wurde der Schal gehisst und mit Freudentränen in den Augen fuhren wir gen Süden. Fremde Autofahrer hupten und winkten uns zu. Wir platzten fast vor Stolz. Dass der Schal erst nach Spielschluss zum Seitenfenster rausgehängt wurde, hatte einen guten Grund: als wir 1992 am letzten Spieltag kurz vor dem Titelgewinn standen, machte ich den Fehler, vor Spiel-beginn mit beflaggtem Auto durch unser Städtchen zu fahren. Das Ergebnis kennt man: vier Minuten vor Saisonende entriss uns ein gewisser Buchwald vom VfB die Meisterschale. Ich schwor mir damals, so etwas nie wieder zu tun. Dortmund stand Kopf. In einer süddeutschen Großstadt wird man neidvoll das Treiben aus der Distanz beobachtet haben und sich wohl gewundert haben, wie man im Ruhrpott Meisterschaften feiern kann. Unser Rhöner Fans erfüllte es mit einer unsagbaren Genugtuung. Endlich verstummte das Gerede der Fans eines Vereins aus der besagten süddeutschen Großstadt. Plötzlich sah und hörte man von diesen Fans kaum mehr etwas. War das schön! Und wieder wurden in Bad Neustadt und Umgebung Balkone geschmückt, Transparente gemalt und die gelbschwarzen Fahnen präsentiert.Im April 1996 konnte unser Fanclub dann sein 10-jähriges Bestehen feiern. Aus diesem Anlass wurde unser Bekannter Franz-Josef Rösch von der Lokalzeitung eingeladen und gebeten, einen Bericht über uns in die Zeitung zu setzen. Der sportliche Höhepunkt des Jahres folgte aber erst zum Saisonende, als Borussia den Titelgewinn wiederholte. Das waren unbeschreibliche Gefühle, die in uns aufkamen. Hatte man doch u.a. auch ein weiteres Jahr Ruhe vor gewissen Fußballfans. Als dann im Herbst 1996 die Oberränge im Stadion offiziell eingeweiht wurden, waren wir auch mit von der Partie. Nobby Dickel machte seine Ansagen vom Hochseil aus, Motorradfahrer zeigten Kunststücke, Luftballons stiegen in den Dortmunder Himmel und 55.000 Zuschauer sahen ein tolles Spiel gegen Bielefeld. Fünf schöne Tore taten das ihre dazu.

Den Saisonhöhepunkt erlebten wir Ende Mai dieses Jahres, als der BVB sich selbst die Krone aufsetzte und ausgerechnet in einer süddeutschen Großstadt den Europa-pokal der Landesmeister gewann und ins  Ruhrgebiet holte. Nun erlebte der Ruhrpott ein Freudenfest, wie er es wohl noch nie erlebt hatte und wohl auch so schnell nicht wieder erleben wird. Nachdem Schalke Tage zuvor den UEFA-Cup nach Gelsen-kirchen geholt hat, folgte nun auch der zweite Pokal in den Pott. Welch ein Triumph! Schön anzusehen auch, wie man sich auf Schalke mit den Dortmundern freute. Weiter so, Ruhrpott!

Auch bei uns in der Rhön holte man wieder das Dekorationsmaterial heraus und schmückte Häuser und Balkone. Langsam gewöhnt man sich in unseren Breiten daran, das es außer der Mannschaft aus dieser süddeutschen Stadt auch noch  andere Leute gibt, die sehr guten Fußball spielen und treue Anhänger haben.

Aus diesem Anlass wurde auch unser „Hofberichterstatter“ Franz-Josef Rösch von der Rhön- und Saalepost gebeten, einen entsprechenden Artikel über Vater und Sohn Grebe, die in ihren schicken Endspiel-Shirts angetreten waren, zu machen.

Leider bekamen wir in der Hinrunde der Saison 1997 - 1998  keine Karten für ein Heimspiel. Aber gleichsam als Entschädigung erhielten wir im Herbst einen Anruf aus Dortmund. Der Fanbeauftragte und Ex-BVB-Spieler Aki Schmidt nahm mit uns Kontakt auf und man vereinbarte ein Treffen im November mit ihm und dem Fanclub Rhön im Gasthaus Raschert in Niederlauer.
Es wurde ein wunderschöner Abend für uns Rhöner. Aki hatte den in der Fanszene nicht unbekannten Holger Sitter mitgebracht, wir diskutierten und unterhielten uns lange und intensiv. Die beiden Dortmunder verteilten Autogramme und hatten viele schöne Geschenke für uns Fans mitgebracht.
Als die beiden Borussen aus Dortmund mit ihrem gelbschwarzem Flitzer am späten Abend wieder ins Ruhrgebiet aufbrachen, ließen sie eine glückliche, kleine Schar Borussenfans in der Rhön zurück.

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